Ein neuer Lockdown reduziert das persönliche Treffen wieder einmal deutlich. Nachdem wir Menschen aber soziale Wesen sind, brauchen wir soziale Kontakte und die sind nun einmal im direkten Zusammentreffen am besten erfüllbar. Trotzdem müssen wir aus Mitgefühl und Weisheit hier Einschränkungen zur Kenntnis nehmen. Hier findet ihr
Informationen für das Praktizieren in unseren buddhistischen Tempeln.
Ich spüre das auch sehr stark bei meiner Arbeit als Repräsentant der ÖBR. So war das letzte gemeinsame
Treffen der Vertreter aller Religionen mit dem Bundespräsidenten vom Corona-Abstand geprägt und das Bedürfnis jedes einzelnen nach stärkerem direkten Dialog deutlich spürbar. Trotzdem, oder gerade deshalb sind solche Treffen auch in dieser eingeschränkten Form sehr wichtig. Zum Glück war es im Herbst noch einfacher und wir konnten daher einen wunderbaren Beitrag über Animal Compassion drehen, der in der Sendung „Orientierung“ gezeigt wurde und großes Echo ausgelöst hat. Auch hier hoffen wir auf ein Ende der Auswirkungen von Covid19, da viele Ideen und Aktivitäten auf Umsetzung warten würden.
Dagegen hat niemand darauf gewartet, dass Anfang November in Wien Bedingungen reif werden, die einen schrecklichen Terroranschlag zur Folge hatten. Unsere Zentrale am Fleischmarkt liegt direkt im Bereich des fürchterlichen Geschehens und wir können dankbar sein, dass niemand aus unserem Umfeld davon direkt betroffen war (
ÖBR Pressemeldung).
Am Tag danach wurde sehr kurzfristig ein Gedenkgottesdienst im Stephansdom mit der Regierungsspitze unter Teilnahme der Religionsvertreter organisiert. Leider ist in der Hektik der knappen Einladungszeit auf uns vergessen worden. Das ist zwar zu verstehen, aber allen ist auch bewusst, dass damit das Bild aller Religionen in Österreich nicht vollständig war. Für uns erfreulich dabei ist, dass wir vielen Menschen dort gefehlt haben, wie die vielen Nachfragen deutlich gemacht haben.
Solche Versehen sind gerade in diesem Kontext natürlich sehr unangenehm, aber auch verständlich. Es soll nicht mehr passieren und am 5.11. waren wir beim
gemeinsamen Gedenken der Religionen am Schauplatz des verbrecherischen Anschlags, an den Plätzen der einzelnen Opfer, wieder voll mit dabei.
Nach solchen schrecklichen Ereignissen ist es wertvoll und wichtig, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Natürlich einmal in erster Linie für sich selbst. Was kann ich persönlich daraus ableiten, vielleicht bei mir zu ändern? Wo kann ich in meinem Umfeld durch mein Wirken nötige Veränderungen anstoßen?
Zur wichtigsten Konsequenz aus diesem Attentat gehört es aber, den gemeinsamen Dialog und das grundsätzliche Miteinander noch mehr zu vertiefen. Wir stehen gemeinsam für eine freie Gesellschaft und deren Vorzüge, die uns nichts und niemand nehmen kann. Nur in einem solchen Umfeld kann auch der Dharma seine volle Wirkung entfalten und zu einem Werkzeug werden, das Entwicklungen, die solche Ereignisse zur Folge haben, immer weniger möglich sind.
Kommt gut durch die nächsten Wochen und habt eine zufriedene und schöne Zeit. Die üblichen Aktivitäten zum Ende und Neubeginn eines Jahres werden diesmal sicher anders verlaufen. Hoffentlich gelingt es, daraus neue Freuden und Inspirationen zu schöpfen.
In Verbundenheit,
Gerhard Weissgrab, November 2020