Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Religionsvertretern – mit dabei Kardinal Christoph Schönborn und IGGÖ-Präsident Ümit Vural der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis)
APA/Bundesheer/Peter Lechner
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Coronavirus

Van der Bellen zu Religionsvertretern: „Vergelt’s Gott“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat den Religionsgemeinschaften in Österreich am Mittwoch in der Hofburg für ihre Coronavirus-Maßnahmen und ihr Wirken im Blick auf Menschlichkeit, Spiritualität und Solidarität gedankt.

Deren Einsatz für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt sei „keine Selbstverständlichkeit“, betonte das Staatsoberhaupt bei einer Begegnung mit den religiösen Spitzen am Mittwoch in der Hofburg. Die Phase des Lockdowns habe die Kirchen und Religionen vor enorme Herausforderungen gestellt und Opfer abverlangt.

„Doch die Herausforderungen wurden auf Grundlage der guten Kooperation zwischen Staat sowie Kirchen und Religionsgesellschaften gut bewältigt“, hielt der Bundespräsident bei der Begegnung, fest.

„Danke und vergelt’s Gott“

In seiner Rede strich der Bundespräsident den Wert von Begegnung und Dialog hervor. „Ohne Begegnung hätten sich Religionen bei uns und in der Welt nie verbreitet, gäbe es keine Gemeinschaften von Gläubigen“, und ohne Begegnungen gäbe es auch die Demokratie nicht, die vom Zusammensein und Austausch lebe.

„Religionen sind Begegnungsstifter, so wie sie auch Friedensstifter sein sollen“, so Van der Bellen, der das verantwortungsvolle Wirken der Kirchen und Religionen für Gesellschaft und Gemeinwohl betonte und dabei sagte: „Sie sind essenziell für unser Land. Danke und vergelt’s Gott!“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Religionsvertretern – mit dabei Kardinal Christoph Schönborn und IGGÖ-Präsident Ümit Vural
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen dankte den Religionsgemeinschaften für ihr Wirken während der Pandemie

Zusammenhalt Teil religiöser DNA

Der Bundespräsident ging in seiner Rede ausführlicher auf die Coronavirus-Schutzmaßnahmen ein: „Wir wissen, dass solche Maßnahmen nie ganz frei von Nebenwirkungen sind: Wir müssen unsere Freiheit teils dramatisch einschränken.“ Und aus dem physischen social distancing könne sich schleichend ein menschliches social distancing entwickeln. „Da müssen wir sehr wachsam sein“, appellierte Van der Bellen.

Umso wichtiger sei es, „dass es Menschen und Einrichtungen gibt, deren Ziel es ist, am Zusammenhalt zu arbeiten“, so der Bundespräsident und in Richtung der Kirchen- und Religionsvertreter fügte er hinzu: „Sie als Kirchen und Religionsgesellschaften gehören elementar zu diesen Zusammenhaltern.“

Die Sorge um das Wohlergehen des Nächsten sei sozusagen „Teil der DNA religiöser Überzeugung“. Dies äußere sich in institutionalisierter Form ebenso wie auf der individuellen Ebene des ehrenamtlichen und persönlichen Engagements. „Ihre Menschlichkeit, Ihre Spiritualität und Ihre Solidarität dienen dem nachhaltigen Wohl aller Menschen!“

Religionsvertreter beim Bundespräsidenten

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die Vertreter der Kirchen und Religionsgesellschaften in die Hofburg eingeladen. Auch diese Begegnung sand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie.

Schönborn: Friede nicht selbstverständlich

Kardinal Schönborn ergriff für die Kirchen und Religionen das Wort und unterstrich eingangs, dass es nicht selbstverständlich sei, dass die Religionen so friedlich zusammenleben, wie in Österreich. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte der Wiener Erzbischof die neue Sozialenzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus.

Dieser spreche genau in die Situation der Covid-19-Pandemie. Er träume nicht von einem „idealen Staat“ wie die Utopisten, sondern von der „sozialen Freundschaft in der einen Welt“, führte Schönborn aus. Es sei die Grundüberzeugung der Religionen, „dass alle Menschen von einem Schöpfer stammen, dass wir eine Menschheitsfamilie bilden und eine gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung haben, die uns gemeinsam anvertraut hat“.

An Not nicht vorbei gehen

In diesem Zusammenhang sei es auch ein höchst bedeutsames Zeichen, dass Papst Franziskus in seiner Enzyklika aus dem „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“ zitiert, dass er 2019 in Abu Dhabi gemeinsam mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität Ahmad Al-Tayyeb unterzeichnet hatte.

Franziskus unterstreiche das Bewusstsein der Verantwortung für die eine Welt und verweise auf das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter: „Nur wenn sich die Nächstenliebe öffnet auf jeden Menschen in Not, kann ein Ausweg aus den vielfältigen weltweiten Krisen gefunden werden“, fasste Schönborn das Anliegen des Papstes zusammen.

„Nicht vorbeigehen an der Not der Flüchtlinge, an neuen Kriegen und sozialen Defiziten. – Das ist der Auftrag der Kirchen und Religionen und wir müssen dafür unser Wort weiterhin erheben und tatkräftig helfen“, so Schönborn.

Alle anerkannten Religionsgemeinschaften vertreten

An der Begegnung in der Wiener Hofburg nahmen Vertreter aller 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften teil. Sie musste bereit zweimal verschoben werden und fand jetzt unter der Einhaltung von Coronavirus-Schutzmaßnahmen in einem eingeschränkten Rahmen statt.

Neben Erzbischof Lackner und Kardinal Schönborn von römisch-katholischer Seite waren u.a. der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ümit Vural, für die Israelitische Kultusgemeinde Vizepräsidentin Claudia Prutscher in Vertretung für Oskar Deutsch, der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan, der koptische Bischof Anba Gabriel sowie Oberkirchenrätin Ingrid Bachler in Vertretung des evangelischen Bischofs Michael Chalupka der Einladung des Bundespräsidenten gefolgt.