Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft

 
  Graz: Interreligiöse Feier  
  Die Diözese Graz-Seckau ist für das 800 Jahr Jubiläum an den Interreligiösen Beirat der Stadt Graz herangetreten, mit dem Vorschlag, Workshops und ein gemeinsames Fest zu veranstalten. Unsere ÖBR Repräsentantin in Graz, Inge Brenner, hat für den Interreligiösen Beirat der Stadt Graz am 23.6.2018 eine öffentliche Ansprache n Graz gehalten:

Braucht die Gesellschaft überhaupt Religion, um zukunftsfähig zu sein ?
 

Jubiläumsbühne, Vertretung des Interreligiösen Beirates der Stadt Graz durch Inge Brenner (ÖBR), 23.6.2018, 18.00 Uhr

Gefragt als Vertreterin der interreligiösen Sache und als Buddhistin: Braucht die Gesellschaft überhaupt Religion, um zukunftsfähig zu sein? Als Buddhistin möchte ich mich zuerst auf den Dalai Lama beziehen, der immer wieder betont, Ethik sei wichtiger als Religion. Aber das Ziel aller Religionen ist, dass wir bessere und glücklichere Menschen werden. Wir sollten ein ethisches Fundament schaffen und unsere inneren Werte kultivieren - Religionen können dazu auch zukünftig einen wertvollen Beitrag leisten.

Menschen können zwar ohne Religion auskommen, aber nicht ohne innere Werte, nicht ohne Ethik. Der Unterschied zwischen Religion und Ethik ähnelt dem Unterschied zwischen Wasser und Tee. Ethik und innere Werte, die sich auf einen religiösen Kontext stützen, sind eher wie Tee. Der Tee, den wir trinken, besteht zum größten Teil aus Wasser, aber er enthält noch weitere Zutaten: Teeblätter, Gewürze, vielleicht ein bisschen Zucker. Aber unabhängig davon, wie der Tee zubereitet wird: sein Hauptbestandteil ist immer Wasser. Und genauso werden wir zwar ohne Religion geboren, aber nicht ohne das Grundbedürfnis nach Mitgefühl - und nicht ohne das Grundbedürfnis nach Wasser. Dieses gemeinsame ethische Fundament müssen wir hegen und pflegen.

Zusätzlich aber denke ich, dass der Mensch in irgendeiner Form einen transzendenten Bezug braucht. Und wenn’s keine anerkannte Religion ist, dann ist es halt der Glaube an das Spaghetti-Monster oder ähnliches … :-) Derzeit nehmen wir gesamtgesellschaftlich zwei gegenläufige Bewegungen wahr, nämlich Säkularisierung und Spiritualisierung.

Das multireligiöse, interkulturelle Zusammenleben ist doch längst Realität und wird in Zukunft mehr und mehr unser alltägliches Zusammenleben bestimmen, d.h. was die Zukunftsfähigkeit von Religion betrifft, gibt es eigentlich keinen anderen Weg, als offen und auf Augenhöhe, dabei auch durchaus kritisch, in Dialog zu treten. Das erfordert natürlich von allen Seiten guten Willen, einen langen Atem, Achtung vor dem anderen. Wir müssen nur lernen, die verschiedenen religiösen Überzeugungen respektvoll neben unserer EIGENEN stehen zu lassen.

Und dass es gelingen kann, in guter Zusammenarbeit auch als unterschiedliche Religionsgemeinschaften gemeinsam und erfolgreich an der Zukunft zu bauen, das kann man gerade am Beispiel der Steiermark und an Graz deutlich erkennen, wo sich 2002 bereits eine Arbeitsgruppe zur Konzeption der ersten interreligiösen Konferenz 2003 gebildet hat - auf Initiative des damaligen Bürgermeisters der Stadt Graz, Alfred Stingl, geleitet vom Friedensforscher Dr. Karl Kumpfmüller.

Aus dieser Arbeitsgruppe entwickelte sich in den Folgejahren der Interreligiöse Beirat der Stadt Graz. 2013 luden wir erneut mehr als 100 internationale Expertinnen verschiedener Religionen, zu einer weiteren Konferenz ein - aus der die „Grazer Erklärung für den interreligiösen Dialog“ entstand. Der Rückblick auf diese intensiven Jahre, gibt Hoffnung auf konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft.
 
     
     
 

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